Analoge Entschleunigung

Bin ich jetzt bekloppt oder ist das noch ganz nett? Ich weiß es nicht, aber in der letzten Zeit ist bei mir wieder das Filmfieber aufgeflammt und ich habe einen alten Velvia aus der Gefriertruhe heraus gekramt und mit meiner alten Minox 35GT belichtet. Fast schon befremdlich erscheint es mir, nach dem Auslösen nicht auf dem hinteren Display schnell das Ergebnis in 3 Zoll Größe bestaunen zu können. Ich stelle also zunächst fest, dass ich mich nach mehr als 10 Jahren voll an das digitale Vorgehen gewöhnt habe.

Das hat gute Seiten, aber induziert auch schlechte Angewohnheiten. Bei mir zumindest. Ich mache digital schon mal gerne einfach ein paar Bilder mehr – vielleicht ist der „eine Schuss“ ja doch noch etwas besser… Am Ende sitze ich dann am Bildschirm davor und kann mich nicht entscheiden – im schlimmsten Fall – oder es raubt mir einfach nur die Zeit.

Also doch einfach mehr Zeit nehmen vor dem Auslösen? Vielleicht so wie früher, gar mit Belichtungsmesser oder Rechenscheibe für das Zonensystem? Fotografie wieder als solche begreifen – das Malen mit Licht?

Ja und nein. Eine Diskussion, ob digitale oder analoge Fotografie besser ist, will ich nicht führen. Auch werde ich nicht komplett auf das Digitale verzichten wollen, auf keinen Fall. Alleine die Smartphone „Fotografie“ halte ich für  sehr wichtig für mich. Auch meine OM-D werde ich nicht wieder beiseite legen. Die beste Kamera ist halt einfach die, die man mit sich trägt. Und der Unterschied, ob ich eine Kamera dabei habe oder nicht, liegt halt schon mal darin, ob es sich um 500 Gramm handelt oder 2 Kilo.

Eine Entschleunigung der Bildproduktionsmaschine wird mir mit Sicherheit gut tun. Ich denke schon jetzt, ohne viel analog fotografiert zu haben, mehr darüber nach, wie ich Bilder anlege, was ich als nächstes mache. Also, schauen wir mal.

Ich werde in der nächsten Zeit definitiv und vielleicht auch in Zukunft zusätzlich analog arbeiten. Schließlich gibt der Markt ja auch viele analoge Schätze her – eBay und Co. sei Dank. Und wenn ich nur an meine alten Schätzchen denke, meine Minox (immer dabei), meine Mamiya 645 (für besondere Anlässe), meine Minolta XG1 (Kleinbild Erbstück) und die Nikon FE2 (mein Traum), der mich schließlich schon ca. 25 Jahre meines fotografischen Lebens begleitet hat) oder vielleicht sogar eine Nikon FA, auf die ich immer ehrfurchtsvoll geschaut habe mit meiner FE2 – damals. Und Moment – da gibt’s doch noch die Hasselblad 503… Leider sind Kameras wie Kartoffelchips, eine ist einfach nicht genug!

Aber auch hier muss ich mich wieder einbremsen – in der Vitrine sollen sie ja nicht alle enden. Bilder sollen entstehen! Zusäztlich will ich hier noch auf mein „über mich“ dieses Blogs verweisen: „nice equipment – now show me your pictures“ – sobald die ersten analogen Erfolge zu verzeichnen sein werden, kommen Sie auch hier in die Ausstellung.

Der Velvia (siehe erster Abschnitt) wartet noch auf Entwicklung, schließlich haben wir hier im Dorf keinen Schlecker mehr. Bin auf jeden Fall noch offen für Tipps zu Entwicklungsservices.