G.A.S. Attacks

Auflösung der Abkürzung ganz zu Beginn: Gear Acquisition Syndrome. Ob ich daran leide, nun ja, vielleicht ein wenig. Aktuell würde ich lieber verkaufen, als neues dazu legen. Und ja, das kommt von einer inneren Einsicht. Der Hintergrund zu diesem Titel rührt aber genau von einem solchen Anfall. Als 1999 die Nikon F100 Spiegelreflex auf den Markt kam, war ich hin und weg. Ich war Besitzer einer F90X und einer FM2 und es hat gewaltig in den Fingern gezuckt – aber ich habe sie nie gekauft, weil sie mir einerseits zu teuer erschien und andererseits, weil ich auch zu der Zeit noch eine Mittelformat Kamera erstanden hatte. Die damals in meinem Besitz befindlichen Kameras und Objektive sind alle in diversen Anfällen von Digitalitis von mir gegangen, ich habe zwischenzeitlich auch eine komplette digitale Spiegelreflex Ausrüstung von Nikon besessen, aber auch diese ist wieder gewichen und digital bin ich aktuell mit einer schönen kompakten Olympus OMD E-M10 unterwegs. Die meisten Bilder mache ich im Moment mit der OMD allerdings von Negativen, die ich mit meinen inzwischen wieder vorhandenen analogen Kameras fotografieren.

Die Nikon FE2 habe ich ja schon mal hier im Blog vorgestellt. Warum habe ich eigentlich eine FE2 und nicht wieder die FM2 gekauft? Zum einen weil mir die FM2 schlichtweg zu teuer gehandelt wird. Es ist definitiv eine der schönsten und besten Kameras, die Nikon in meinen Augen gebaut hat. Ein mechanisches Wunderwerk ist sie alle Mal. Eine 4000stel Sekunde und alles ohne Batterie, also wirklich rein mechanisch finde ich absolut bemerkenswert. Aber ich konnte im letzten Jahr echt keine finden, die günstiger war, als zu dem Preis, zu dem ich sie selbst 1982 gekauft habe. Und das fand ich albern. Die FE2 konnte ich etwas verranzt für 150 Euro ersteigern und sie wieder schön herrichten. Technisch und mechanisch einwandfrei.

Ja, nach der FM2 kam Ende der 80er Jahre noch eine F301 hinzu. Die hatte schon einen Filmaufzug mit Motor, eine normale und eine Sport Programmautomatik, eine Zeitautomatik und den guten alten manuellen Belichtungsmodus. Die Kamera war zu der Zeit mein nächstes Schmuckstück und hat einige Länder gesehen – sogar auf Sumatra und in New York war die kleine Nikon mit mir. Aber auch sie musste nach wirklich vielen Jahren weichen. Und zwar einer Nikon F90X, und zwar war das im Jahr 1997, ist also heute ca. 20 Jahre her. Alles, was ich an analogen Kleinbildkameras hatte, habe ich 2004, als ich mir die erste digitale Nikon Spiegelreflex kaufte, eine D100, in einem Anfall von Wahnsinn verkauft. Nicht dass ich zu dem Zeitpunkt an Geldmangel gelitten hätte, nein, ich wollte in dem Moment keinen unnötigen Ballast mehr und auch die Dunkelkammerarbeit habe ich zu der Zeit eingestellt, weil mir einfach die Zeit fehlte. Also einige Jahre digital unterwegs gewesen bis, ja bis ins letzte Jahr, als ich zuerst die alte Minolta als Erbstück in die Hände bekam, Blut geleckt habe und anschließend die Nikon FE2 gekauft habe.

Und seither habe ich eigentlich (bis auf die FM2) jede Nikon wieder gekauft, die ich mal besessen hatte. Zunächst konnte ich bei eBay eine F301 für ca. 18 Euro ersteigern. Es war sogar ein kleines Normalzoom (35-70 von Maginon) dabei. Die Kamera funktioniert und ab und zu krame ich sie mal raus. Die F301 war die erste Nikon, die den Griff fest am Gehäuse integriert hatte. Ich finde, sie liegt gut in der Hand und der Sucher mit Schnittbildindikator und den LED Anzeige für die Zeit rechts im Sucher und der Anzeige für Unter- oder Überbelichtung ist schön einfach und intuitiv. Die kommt definitiv nicht wieder weg.

Der nächste Schritt der Evolution war genau der, den ich dann vor 20 Jahren schon getan hatte – außer dem Verkauf der F301: ich habe für sehr wenig Geld eine F90X gefunden. Ich meine, es wären so ca. 35 Euro gewesen. Und ich meine auch, es war ein kleines 35-70 Nikon Zoom drauf. Auf jeden Fall top in Schuss – die Rückwand hoch glänzend, weil selbstverständlich die Gummierung geklebt hatte, wie bei der Kamera wohl üblich. Eine normale Alterserscheinung. Die F90X habe jetzt ca. ein Jahr (sie geht auch immer noch perfekt) und ich fotografieren sehr gerne mit ihr. Um auch Doppelbelichtungen machen zu können, habe ich mir für sie recht schnell noch eine Schwester gekauft. Ich wechsele jetzt nicht die Filme von der einen F90X in die nächste, sondern die Schwester hatte das erweitere Rückteil, welches der Kamera einige Funktionen hinzufügt. Hier musste ich zwar die klebrige Rückwand selbst reinigen und die Klebemasse entfernen (was mir mit Orangenöl Reiniger auch gelungen ist), aber fürderhin hatte die Schwester den Vorzug. Auch hier habe ich nicht viel Geld in die Hand nehmen müssen. Es waren keine 40 Euro, die ich für diese professionelle Kamera ausgeben musste. Und sie ist wirklich ein tolles Gerät. Und ich werde sie auch nicht wieder hergeben – lohnt ja nicht.

Und dann kam der Tag der Tage im vergangenen Monat wo ich in der Facebook Gruppe „die analoge Fotografie lebt“ über eine „Anzeige“ gestolpert bin, in der ein Mitstreiter seine F100 veräußern wollte. Und was soll ich sagen, zu dem sensationellen Preis von 150 Euro. Ich wollte nicht mehr handeln, habe kurz (sehr kurz) überlegt, ob ich ihm vertrauen kann und habe ihm die 150 Euro plus etwas Porto überwiesen. Ein paar Tage später war sie dann zuhause und in meinen Händen. Und ich möchte sie garantiert nicht mehr hergeben. Sie macht so viel Spaß, liegt so gut in der Hand und unterstützt mich mit der Fokusanzeige im Sucher (macht die F90X allerdings auch schon). Egal, ist nicht viel Upgrade gegen die F90X aber doch ein deutliches. Und dann habe ich versucht, ein DX Objektiv an die F100 zu packen. Und zwar das Nikkor 35mm f1.8 AF-S DX – ein Überbleibsel aus der digitalen Zeit, was mein Sohn an seiner D40 nutzt. Und was muss ich feststellen? Zum einen kann die F100 das Objektiv mit allen Features ansteuern, der Autofokus ist rattenschnell und trotz DX (APS-C Format) Formfaktor gibt es nur eine ganz kleine Vignette. Und da ich ja auch bekloppt bin, schleppe ich das Teil jetzt ständig mir mir herum. Sie macht viel Spaß und auch diese Kamera werde ich nicht mehr hergeben. Warum auch?

Ich könnte jetzt noch weiter gehen, denn die G.A.S. Attacks sind noch nicht beendet an dieser Stelle. Eine Spiegelreflex Kamera ist ja schön – ich bin nach meinen digitalen Versuchen mit dem OMD auch der Meinung, dass es  nichts besseres als Spiegelreflex Kameras gibt, aber sie wiegt dann doch viel. Also habe ich auch angefangen nach kompakteren Kameras Ausschau zu halten. Zunächst habe ich auch schon nach „modernerem Kram“ geschaut. Olympus mju, XA oder so etwas. Da werden aber heute Preise für verlangt, die ich jenseits von Gut und Böse finde. Also erst mal nicht. Leica sowieso nicht, auch wenn das sicherlich tolle Kameras sind. Ich hatte noch eine Minox 35 GT (habe sie auch immer noch). Mit der Kamera habe ich früher oft Diafilme entwickelt. Aber irgendwie springt trotz meiner geliebten Zeitautomatik der Funken nicht über. Ich nehme sie zwar ab und zu zur Hand, aber na ja… Wie das so ist, wenn man meint, noch nicht das Ideale Gerät für sich gefunden zu haben, dann sucht man weiter.

Und in der Situation ist mir die Revue 400 SE in die Hände gekommen. Ich musste allerdings zwei davon kaufen, bis ich eine funktionierende Kamera ergattern konnte. Diese ist aber wirklich toll. Der Messsucher unterstützt beim Scharfstellen. Zeit wähle ich vor, Blende wird automatisch geregelt. Sehr schöne Optik 40mm f1.7. Knackescharf und wunderbar lichtstark. Insgesamt habe ich ca. 40 Euro für die beiden Kameras bezahlt. Eine ist kaputt und dient mir jetzt als Ersatzteillager, falls mal was kaputt gehen sollte. Die Kamera ist bis vor ca. einem Monat immer mit in den Rucksack zur Arbeit gekommen (die letzten Tage auch wieder). Bis vor einem Monat deshalb, weil ich eine herrliche Ergänzung gefunden habe.

Auch wieder in der besagten analogen Fotogruppe bei Facebook hatte ein Mitstreiter eine Rollei 35B zu viel und wollte sie für 15 Euro in liebevolle Hände geben. Ich kannte zwar die kleinen Rollei 35 in diversen Versionen, aber diese kleine kannte ich noch nicht. Den Preis fand ich auch wunderbar, sodass da nicht viel schief gehen konnte. Also auch gekauft. Und was soll ich sagen, ich war schockverliebt als ich sie in den Händen hielt. Sie ist wunderbar klein. Hat einen Belichtungsmesser, alles muss manuell eingestellt werden und sie passt sogar in die Hosentasche, wenn es mal sein muss. Sie ist jetzt fast immer dabei und wird es wohl auch bleiben – meine Immerdabeikamera.

Ich fange jetzt hier nicht an, noch großartig über Optiken zu reden. Ich habe an Festbrennweiten die Nikkore 35mm f2.8, 50mm f1.8, 85mm f2 und das Series E 135mm f2.8. Das sind genau die Optiken, die ich schon mal in den 80er Jahren besessen und in einem Anflug von Wahnsinn verkauft habe. Ganz wunderbar scharfe und schöne Optiken. Die gehen an allen Kameras, selbst an der F100 mit Zeitautomatik, was eh meine bevorzugte Automatik ist. Ich würde gerne den Weitwinkelbereich noch etwas nach unten erweitern. So 20mm oder 24mm wäre da Optionen – da bin ich mir aber noch nicht sicher. Die 20mm verzeichnen schon etwas. Und das 24mm überlege ich evtl. als Zoom 24-85mm f28-4 zuzulegen. Aber das lasse ich erst mal, weil ich erst noch mal „Beifang“ verkaufen möchte.

Inzwischen bin ich auch so weit, dass ich unbedingt eine Dunkelkammer bauen möchte. Das Equipment ist schon teilweise da, aber der Raum im Keller ist feucht und da liegen noch bauliche Maßnahmen an, die sich noch hinziehen werden. Aber wenn es soweit ist, werde ich hier bestimmt darüber berichten.

Damit dieser Artikel nicht nur aus Buchstaben besteht, zeige ich hier einen Teil der Bilder aus dem ersten Film mit der Nikon F100.  Der Film ist ein Agfaphoto APX100, belichtet @320 ASA. Entwickelt in Pyro510 N+3.

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